Maßnahmen
Maßnahmen
Ziel der Maßnahmen des E+E-Vorhabens ist die Entwicklung und Erhaltung von naturschutzfachlich wertvollen Grünlandgesellschaften.
Neben Flächenkäufen wurden und werden im Projektgebiet Biotopentwicklungs und -erhaltungsmaßnahmen sowie Artenhilfsmaßnahmen durchgeführt.
- Flächenkäufe
- Mahd
- Nachbeweidung
- Mähgutauftrag
- Bodenverwundung
- Oberbodenabtrag
- Wiedervernässung und Modellierung
- Kalkung
- Steinrückenpflege
- Auflichtung von Aufforstungen
- Zäunung von Wiesen
- Direkte Artenschutzmaßnahmen
Flächenkäufe
Wichtig zur Absicherung des langfristigen Erfolgs waren umfassende Flächenkäufe durch den LVSH.
Mahd
Die ein- bis zweischürige Mahd stellt die grundlegende Pflegemaßnahme für die Wiesen im Projektgebiet dar und wurde auf den artenreichen Wiesenflächen ab den 1970er Jahren zunächst durch ehrenamtliche Naturschutzeinsätze und seit 1991 durch einen Landschaftspflegebetrieb regelmäßig praktiziert. Die Mahd erfolgt überwiegend mit einem Spezialtraktor und kleinflächig auch in Handarbeit. Auf den maschinengängigen Flächen werden Schlepper mit Scheibenmähwerken eingesetzt. Beim Schwaden und Aufladen des Mähgutes ist ein hoher Anteil an Handarbeit erforderlich. Die hohe Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungsflächen erforderte eine sehr kleinflächig differenzierte, teilweise zeitlich gestaffelte Mahd.
Die einschürige Mahd dient zusätzlich auch zur Mähgutgewinnung für Bergwiesen-Entwicklungsflächen im Projektgebiet. Die zweischürige Mahd stellt aufgrund ihrer Eignung zur Aushagerung eine grundlegende Pflegemaßnahme für die Flächen dar, die bis 1990 intensiv beweidet und teilweise gedüngt wurden und größere Defizite in Bezug auf die Zielgesellschaften aufweisen.
Nachbeweidung
Die Beweidung bzw. Nachbeweidung durch Rinder, Ziegen und Schafe gehört zu den traditionellen Nutzungsformen der Wiesen im Erzgebirge und kam dadurch zustande, dass Familien im Nebenerwerb einzelne Stück Vieh besaßen. Die Aufgabe der (Nach-)Beweidung gilt als einer der möglichen Faktoren für Rückgänge von Magerkeitszeiger und Zielarten auf den Bergwiesen in den Naturschutzgebieten des Osterzgebirges.
Neben der Bodenverwundung und Auflockerung der Bestände bewirkt die Beweidung auch eine sanfte Basenanreicherung, was zahlreichen Leit- und Zielarten der Grünlandbiotope zu Gute kommt und die Akkumulation von Streu verringert. Dies gilt besonders für kleinwüchsige, konkurrenzschwache Arten und Rosettenpflanzen, die auf eine generative Regeneration durch Samen angewiesen sind und für deren Erhaltung oder Ausbreitung in Entwicklungsflächen eine einschürige Mahd nicht ausreicht. Die Nachbeweidung im Projektgebiet erfolgt spät (z.B. ab Mitte August oder September) und mit niedriger Besatzdichte (z.B. unter 1 Großvieheinheit/ha) und Besatzstärke. Die Besatzstärke wird der jeweiligen Flächengröße angepasst, um Trittschäden zu vermeiden.
Mähgutauftrag
Im Projekt erfolgten Mähgutübertragungen als andernorts bereits erfolgreiche Methode zur Etablierung von Zielgesellschaften, relevanten Artengruppen und seltenen und gefährdeten Arten aus dem ersten Schnitt zum Regelmahdtermin nach folgendem Verfahren:
- Ernte mit Rotationsmähwerk, Ablegen des Langheus im Schwad, Aufnehmen des Schwads mit Ladefahrzeugen, Transport des Mähguts zu den Zielflächen,
- Auftrag des Mähguts in Schwaden mit Ladefahrzeugen, gleichmäßige Verteilung des Mähguts mit dem Heuwender,
- Nachreife- und Ausfallphase witterungsabhängig 3 Tage bis 3 Wochen, während dieser Zeit mehrmaliges Wenden mit dem Heuwender,
- Abtransport und Verwertung des Heus nach mehreren Tagen bis Wochen.
Als Empfängerflächen für Mähgutauftrag dienten Flächen auf denen die Leit- und Zielarten nicht mehr in der Vegetation oder Diasporenbank vorhanden waren. Dabei handelte es sich überwiegend um Aushagerungsstadien des Intensivgrünlands mit einer nicht zu dichten Schicht von Obergräsern sowie artenarme Rotstraußgras-Rotschwingelwiesen. Das Verhältnis zwischen Spender- und Empfängerflächen entwickelte sich von mindestens 1:1 zu Beginn des Projektes zu fast 2:1 zu Projektende. In der Regel wurden die Empfängerflächen im Projektzeitraum zweimal mit Mähgut versorgt. Der Mähgutauftrag wurde jeweils mit anderen Regenerationsmaßnahmen (z.B. Rodung von Aufforstungen, Wiedervernässung, Vertikutieren, Oberbodenabtrag) kombiniert.
Bodenverwundung
Im Verlauf des Projektes kamen unterschiedliche Methoden der Bodenverwundung zur Anwendung. Insgesamt ca. 35 ha Wiesen wurden mit einem eigens dafür angeschafften Vertikutiergerät bearbeitet und die durch das Vertikutieren gelockerten Grassoden von der Fläche entfernt. Kleinflächig kam im Jahr 2006 ein Forstmulcher zum Einsatz, der die Oberfläche der Grasnarbe fast vollständig beschädigte, um möglichst viel Raum für Keimung und Etablierung von Grünlandarten zu schaffen. Weitere ca. 30 ha Wiesen wurden regelmäßig im Frühjahr im Rahmen der „normalen“ landwirtschaftlichen Bearbeitung mit einem „Grünlandstriegel“ abgeschleppt.
Oberbodenabtrag
Oberbodenabtrag in Kombination mit Mähgutauftrag und später mit Diasporeneinsaat wirkt sich besonders auf die Regeneration von hochwertigen Grünlandbiotopen auf nährstoffarmen Standorten aus. Der aufwändige und kostenintensive, größer flächige Oberbodenabtrag kam im Rahmen des Projektes nur beispielhaft in solchen Bereichen zum Einsatz, auf denen die Ansiedlung besonders schutzwürdiger und gefährdeter Grünlandbiotope und Zielarten angestrebt wurde, die auf konkurrenzarme Bedingungen angewiesen sind.
Zusätzlich wurden kleinflächige Oberbodenabträge in Kombination mit Diasporeneinträgen im Bereich sogenannter „Plaggeflächen“ vorgenommen, um auf verschiedensten Projektflächen die Etablierung von konkurrenzschwachen Zielarten zu fördern.
Es wurde jeweils die oberste Bodenschicht bis etwa 10 cm abgetragen und der Wurzelfilz der dominanten Arten beseitigt, um gute Bedingungen für die Ansiedlung von konkurrenzschwachen Arten zu schaffen. Für den Oberbodenabtrag wurde ein Bagger gemietet und der anfallende Boden ordnungsgemäß entsorgt.
Wiedervernässung und Modellierung
Eine wichtige Voraussetzung für die Wiederherstellung von Feuchtwiesen innerhalb ehemals intensiv genutzter landwirtschaftlicher Flächen ist eine vorherige Wiedervernässung der Flächen, was in den großen Wiesenmulden des Oelsener Gebietes angestrebt wurde.
Bei der Wiedervernässung wurden verschiedene Methoden erprobt, z.B. das Verstopfen der Drainage, das Freilegen der Drainagerohre und die Wiederherstellung eines abwechslungsreichen Geländeprofils mit feuchten Mulden und trockenen Buckeln. Stellenweise wurden dabei flache Gräben angelegt. Dabei kam ebenso wie beim Oberbodenabtrag ein Bagger zum Einsatz. Kleinflächiger Rückbau von Drainagen oder Grabenstauen fand auch in anderen Teilen des Projektgebietes statt, teilweise ergänzt durch den Anstau kleiner Tümpel.
Kalkung
Arten- und blütenreiche Berg- und Frischwiesen sind entsprechend zahlreicher Literaturhinweise auf eine Mindestversorgung mit Nährstoffen und Basen angewiesen. Für Kalkungsmaßnahmen (Kalkmergel ca 2 t/ha) wurden im Projektgebiet ausgehagerte, artenarme Frisch- und Bergwiesen ausgewählt, auf denen basenliebende Pflanzenarten trotz dauerhafter Pflege zurückgegangen oder verschwunden sind. Als eine der Ursachen für diese Rückgänge kommen starke Immissionen von Schwefeldioxid aus den böhmischen Braunkohlerevieren in Betracht. Die Kalkung sollte durch eine Verbesserung der Basen- und Nährstoffversorgung die Chancen für die Wiederherstellung artenreicher montaner Grünlandgesellschaften im Gebiet erhöhen und außerdem durch die Verbesserung der Bodenverhältnisse zum Abbau der teilweise dichten Streuauflage beitragen.
Steinrückenpflege
Die Steinrückenpflege umfasste in der Regel den Rückschnitt und die Auflichtung der Gehölze. Die Maßnahmen betrafen überwiegend Lese-Steinrücken im Randbereich artenreicher Wiesenflächen. Sie sollten zusammen mit anderen Regenerationsmaßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen für den Erhalt und die Entwicklung artenreicher Wiesen beitragen, außerdem die Ausbreitung von Pflanzenarten von artenreichen Wiesen z.B. durch den Eintrag von Diasporen erleichtern.
Auflichtung von Aufforstungen
Im Zuge der Errichtung der Talsperre Gottleuba wurden ehemals hochgradig schutzwürdige Grünlandbereiche aufgeforstet. Bereits vor Projektbeginn sind einzelne dieser Wiesen wiederhergestellt worden. Da diese Flächen nicht gedüngt wurden und nach der Entbuschung lückige bis vegetationsfreie Bereiche aufweisen, bestehen gute Voraussetzungen zur Regeneration von mageren Ausbildungen der Berg- und Feuchtwiesen aus der Diasporenbank oder durch Ausbreitung der Pflanzenarten umgebender Wiesenflächen.
Die Bestände wurden mindestens so aufgelichtet, dass ein Kronenschlussgrad von etwa 50 % entstand, teilweise wurden die Bäume auch vollständig beseitigt. Mit Hilfe einer Stubbenfräse wurden die aufgelichteten Flächen in einen Zustand versetzt, der den Einsatz von Mähgeräten ermöglicht. Im Zuge der Erstpflege hat sich der Einsatz eines Schlegelmähers bzw. Mulchgerätes bewährt. Die Auflichtung wurde teilweise mit weiteren Maßnahmen wie Mähgutauftrag, Bodenverwundung, Kalkung sowie Nachbeweidung mit Schafen kombiniert.
Zäunung von Wiesen
Naturschutzfachlich hochwertige Wiesenflächen, welche wiederholt durch Wildschweinsuhlen geschädigt bzw. auf denen gefährdete Arten stark verbissen wurden, erhielten einen Schutz durch Einzäunung mit Maschendraht. Dies sollte vor allem den Fortbestand mehrerer stark gefährdeter bzw. vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten gewährleisten und beispielhaft dokumentieren.
Direkte Artenschutzmaßnahmen
Um eine Ausbreitung bzw. Etablierung von naturschutzfachlich wertvollen Pflanzenarten des Projektgebietes zu fördern, kommen im Rahmen des E+E-Vorhabens folgende direkte Artenschutzmaßnahmen zum Einsatz:
- Artspezifische Flächenpflege: Teilweise können die spezifischen Standortanforderungen einzelner Arten durch die allgemeine Bewirtschaftung nicht gewährleistet werden. Insbesondere für eine Ausbreitung benötigen einzelne Zielarten konkurrenzarme und lückige Bestände. Diese Verhältnisse können oft nur durch zusätzliche Maßnahmen hergestellt werden. Deshalb erfolgt auf kleineren Flächen im Projektgebiet eine Motorsensenmahd mit anschließend gründlicher Beräumung des Mahdgutes mit Hilfe stabiler Rechen. Zusätzlicher wird oft die Moosschicht mit Hilfe eines Spezialrechens aufgelockert.
- Diasporeneinsaat auf Flächen erfordert ein vorheriges Beernten von vitalen Populationen der Zielarten. Dazu wurden im Projektgebiet und im Osterzgebirgsraum unterschiedliche, möglichst individuenreiche Bestände der Arten auf diversen Spenderflächen zu mehreren Terminen beerntet. Dabei sollte nicht mehr als 10% des vorhanden Diasporenmaterials beerntet werden. Eingesät wurde möglichst eine große Menge an Diasporenmaterial, um überhaupt eine erfolgreiche Etablierung der einzelnen Art gewährleisten zu können.
- Pflanzung von ex-situ vermehrten Individuen: Einige Arten produzieren alljährlich nur wenig Diasporenmaterial bzw. zeigen eine hohe Juvenilsterblichkeit. In diesem Fall wurde versucht, mit gärtnerisch aufgezogenen Pflanzen eine Etablierung der Art zu gewährleisten. Der Vorteil dieser Methode ist, dass zunächst die sensible Phase der Keimpflanzenetablierung im Freiland überbrückt werden kann und damit zur Etablierung einer Art deutlich weniger Diasporenmaterial benötigt wird. Ausgepflanzt wurden möglichst einjährige Individuen in großer Zahl (mind. 100 Pflanzen pro Pflanzfläche). Ein Etablierungserfolg wird erst dann erreicht, wenn sich die ausgepflanzten Individuen erfolgreich verjüngt haben.
- Pflanzung von in-vitro-vermehrten Individuen: Vor allem bei Orchideen ist eine gärtnerische Vermehrung oft nur bedingt möglich bzw. erfolgreich, weshalb zunehmend in-vitro Methoden als Vermehrungsoption für entsprechende Zielarten zur Anwendung gelangen. Im Rahmen des E+E-Vorhabens konnten mehrere Zielarten erfolgreich mit Hilfe der in-vitro-Kultur individuenreich vermehrt werden. Die Auspflanzung erfolgte nach einer zwischengeschalteten gärtnerischen Kulturphase.